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Vereins-Chronik

Der Gründungs-Ort des Vereins

Das erste Hotel "Zur Post" Ende des 19. Jahrhunderts

Weitere Informationen über das "Hotel Zur Post".






So begann alles!

Wörtliche Übersetzung des nachfolgenden Original-Protokolls:

Sitzung am 21. Januar 1875
„Nachdem in der heutigen Versammlung vom Comite die Statuten vorgelegt, verlesen und von den anwesenden Mitgliedern berathen und endgültig genehmigt worden, wurde die Wahl der Vorstandsmitglieder vorgenommen. Es wurden durch Stimmenmehrheit gewählt:
1) P. C. Busch zum Vorsitzenden
2) Fritz Meyer zu dessen Stellvertreter
3) P. H. Busch zum Schriftführer
4) J.H. Haack zu dessen Stellvertreter
5) Lehrer Loy zum Rechnungsführer
6) Contr. Laackmann zu dessen Stellvertreter womit geschlossen"
(Ende des Protokolls)

Bei Einführung der preußischen Verwaltung im Jahre 1867 gehörte unsere Gemeinde zum Kirchspiel Brunsbüttel. Sie führte den Namen Brunsbüttel - Eddelaker - Koog. Als Brunsbüttelhafen wurde, wie noch heute sehr oft, ein Teil der Gemeinde bezeichnet, in dem sich 1875 der Bürgerverein „Brunsbüttelhafen" gründete.
Brunsbüttel-Eddelaker-Koog war damals eine Koogsgemeinde, hatte aber mit der Kirchspielgemeinde Brunsbüttel eine gemeinsame Verwaltung mit dem Sitz in Brunsbüttel. Seit 1899 hatte sie dann eine eigene Verwaltung.
In kirchlicher Hinsicht bildete Brunsbüttel-Eddelaker-Koog mit dem Kirchspiel Brunsbüttel eine Kirchengemeinde und wurde 1908 mit Ostermoor von Brunsbüttel abgetrennt als selbständige Kirchengemeinde.

1875 standen hier in Brunsbüttelhafen etwa 40 bis 45 Wohnhäuser, 3 Bauerngehöfte und einige Kornschuppen, im Koog standen 12 - 15 Wohnhäuser und etwa 16 Bauerngehöfte. Die Wohnhäuser waren durchweg kleinere Wohnstätten für 1 - 2 Familien. Die Einwohnerzahl mag damals etwa 400 betragen haben; sie bestand zur Hauptsache aus Schiffern und Landleuten, ferner aus landwirtschaftlichen Arbeitern, Handwerkern und Beamten, wie Lehrer und Zollkontrolleuren. Die Kinder erhielten ihren Unterricht in zwei Klassen. Gastwirtschaften waren damals schon stark vertreten. Am Hafen standen allein 7 und in Lütt Dörp und in Josenburg 3 weitere.

Die Hauptstraße, zugleich die einzige ausgebaute Straße, war die Chaussee Heide - Itzehoe, die unseren Ort von der Holstengrenze bis zur Brunsbütteler Brücke durchzieht. Der Verkehr nach außen war sehr erschwert. Direkte Eisenbahnverbindungen gab es hier damals noch nicht. Wer einmal nach Hamburg wollte, mußte zunächst mit dem Postwagen nach Itzehoe als die nächste Bahnstation fahren (Anmerkung: hat sich seit 1875, was den Bahnanschluß betrifft, so wenig geändert?); vielfach aber wurde für die Tour nach Hamburg der Wasserweg mittels Segelschiff oder später mittels Dampfer gewählt. Ein gelber Postwagen mit einem Postillon auf dem Bock, die Delaschon genannt, verkehrte täglich zwischen Itzehoe und Heide. In Brunsbüttel war Station, wo selbst die Pferde gewechselt wurden.
Die Hauptlebensader für den Brunsbüttel-Eddelaker-Koog bildete der Brunsbütteler Hafen, damals der Einschnitt von der Elbe bis an den Deich. Etwa 18 bis 20 Frachtewer waren hier beheimatet. Einige fuhren von hier nach Harburg oder betrieben Küstenschifffahrt, zumeist nach der hannoverschen Küste. Die meisten Ewer verfrachteten Korn. Die Besitzer waren gleichzeitig Kornhändler. Sie kauften das Korn in Dithmarschen auf, um es in Hamburg wieder an den Markt zu bringen.

Ein anderer Teil der Ewer beförderte aber nur Kaufmannsgüter von Hamburg oder Marburg hierher. Hierfür war Brunsbüttelhafen der Hauptumschlagsplatz für ganz Dithmarschen. Täglich fuhren die großen, schweren Frachtwagen aus Heide, Meldorf, Marne, St. Michaelisdonn usw. nach hier, wo die Güter umgeladen wurden, um sie in das Innere Dithmarschens weiter zu befördern. 8 bis 10 Kahnschiffer beförderten auf Kähnen entlang den Fleeten das Korn, welches zur Hauptsache auf den Marner und Eddelaker Märkten von den Kornhändlern aufgekauft worden war, um es dann in die im Hafen liegenden Ewer umzuladen.

Auf der Dooseschen Schiffswerft, am Alten Hafen, sind manche dieser Ewer und Kähne gebaut. Dort standen an den Schuppen die Namenstafeln verschiedener Täuflinge. 1875 waren 20 bis 30 Personen auf dieser Werft beschäftigt.

Zu Anfang der 1870er Jahre wurde hier in Brunsbüttelhafen die Brunsbütteler Dampfschifffahrtsgesellschaft gegründet und ein Dampfer angeschafft, welcher dreimal wöchentlich die Personen- und Güterbeförderung zwischen Neuhaus, Brunsbüttelhafen und Hamburg übernahm. Besonders bequem war dieser Dampfer für die Viehverfrachtung zum Hamburger Markt. In der Zwischenzeit legte der Dampfer auch Extratouren für Vereine oder für eigene Rechnung ein, und so hatten die Einwohner seinerzeit häufig Gelegenheit nach Glückstadt, Hamburg, Krautsand, Lühe und Cuxhaven, ja später, als ein größerer Dampfer angeschafft wurde, auch nach Helgoland zu fahren. Mitte der 1890er Jahre wurde dieser Dampfer zum Mittelmeer verkauft und die Gesellschaft aufgelöst.

Sie werden sich vorstellen können, was für ein reges Leben seinerzeit auf dem Hafendamm geherrscht haben muß. Zu den eigenen, hier stationierten Schiffen kamen noch verschiedene Kohlenschiffe aus Hamburg und England, welche hier ihre Waren löschten.
So berichtete der Chronist Nicolaus Heuer in seiner Rede zum 50. Jubiläum des Bürgervereins Brunsbüttelhafen.

Wenn die heutige Stadt Brunsbüttel mit ihren ca. 14 500 Einwohnern neben den politischen Parteien 128 Vereine und Verbände in ihren Mauern hat, darunter die Bürgervereine Brunsbüttel-Ort, Brunsbüttel-Nord und Brunsbüttel-Süd, so zeugt das davon, daß die Menschen dieser Stadt immer schon regen Anteil am Geschehen der Gemeinde nahmen.
Am 16. Januar 1875 wurde der Brunsbüttelhafener Bürgerverein in der Gastwirtschaft „Zur Post" gegründet. Die erste offizielle Versammlung fand am 21. Januar 1875 statt, nachdem zuvor ein „Comite" die Statuten beraten und der Versammlung vorgelegt hatte.

Bei der Gründung hatte der Bürgerverein Brunsbüttelhafen zunächst 76 Mitglieder
1905 waren es 179
1915 waren es 131
1925 waren es 334
1929 waren es 290
1930 waren es 302

und im Jahre 1934 bei Verbot des Brunsbüttelhafener Bürgervereins durch die neuen Machthaber 286 Mitglieder.
Als der Bürgerverein Brunsbüttelhafen auf Anweisung des Ortsgruppenleiters der NSDAP seine Tätigkeit einstellen mußte, durfte nur das Trägerkorps, das sich als Restbestand des Brunsbüttelhafener Bürgervereins erhalten hatte, weiterbestehen.

Die Mitglieder erarbeiteten eine Satzung, die am 15. Juni 1938 beraten und beschlossen wurde und so bestand der Bürgerverein trotz Verbots als „Brunsbüttelkooger Leichenträgerkorps" fort. Vorsitzender des Leichenträgerkorps war Otto Thölert sen.
Am 20. Januar 1950 haben 40 Personen im Hotel „Zur Post" den Bürgerverein auf Initiative des Tischlermeisters Wilhelm Struck neu gegründet. Der Brunsbüttelhafener Bürgerverein erhielt nun den Namen Bürgerverein Brunsbüttelkoog-Nord.

Auszug aus dem Protokoll der Gründungsversammlung:
„Sodann wird beschlossen, das Brunsbüttelkooger Leichenträgerkorps, das sich bis heute als Restbestand des alten Brunsbüttelhafener Bürgervereins aus dessen alten Mitgliedern erhalten hat, wieder als Sterbekasse auf den neugegründeten Bürgerverein Brunsbüttelkoog-Nord zu überführen, unter Wahrung aller Rechte, die die bisherigen Mitglieder sich durch jahrelange Mitgliedschaft erworben haben."
„Die alten Satzungen des Brunsbüttelhafener Bürgervereins und die des Leichenträgerkorps Brunsbüttelkoog sollen vorläufig weiterhin Geltung haben."
Der Bürgerverein Brunsbüttel-Nord mußte zwar eine Zeitlang seine Tätigkeiten einstellen, er hat aber nie aufgehört zu bestehen.
„Er zählte Mitglieder aus allen Bevölkerungsschichten; Klassen und Parteien hat er von jeher nicht gekannt. Zunächst konnte jeder männliche Einwohnen oder jede selbständige Dame aus Brunsbüttelhafen und -koog Aufnahme finden. Später, als der Kanal den Ort in zwei Teile trennte und sich auf der Südseite ein weiterer Bürgerverein bildete, beschränkte sich der Brunsbüttelhafener Bürgerverein auf die Nordseite der Gemeinde."
„Die alten Satzungen des Brunsbüttelhafener Bürgervereins und die des Leichenträgerkorps Brunsbüttelkoog sollen vorläufig weiterhin Geltung haben."

So berichtete der Chronist Nicolaus Heuer das Geschehen im Jahre 1925.

Bei seiner Gründung im Jahre 1875 hatte der Brunsbüttelhafener Bürgerverein
im § 1 der Statuten aufgenommen:
„Der Verein hat den Zweck, in seinen Zusammenkünften lokale Tagesfragen, die das Wohl und die Interessen der Einwohner und Gemeinden betreffen, zu fördern geeignet sind, zu erörtern und durch Vorträge und sonstige Veranstaltungen die Zusammenkünfte interessant und lehrreich zu machen."
Wenn die Statuten auch inzwischen verschiedene Male geändert oder ergänzt werden mußten, ist dieser § 1 sinngemäß unverändert geblieben.
Wie der Bürgerverein die sich gestellte Aufgabe in 125 Jahren gelöst hat, soll nun geschildert werden.

Die Versammlungen

Die Versammlungen des neu gegründeten Bürgervereins Brunsbüttelhafen fanden anfangs alle 8 Tage statt; hatte man sich doch für seine Mitglieder viel vorgenommen, Arbeit, die zunächst von allen Anwesenden beraten und beschlossen werden mußte.
Bald zeigte es sich jedoch, daß immer weniger Mitglieder bereit waren, jede Woche einmal zur Versammlung zu erscheinen. Also wurde beschlossen, künftig die Versammlungen nur einmal im Monat stattfinden zu lassen. Für die Vorbereitung und Durchführung von bestimmten Aufgaben wurde ein „Comite" gegründet.
Nach Erledigung der Tagesordnung blieb man noch eine Zeitlang gemütlich beisammen.
Das gemütliche Beisammensein nach der Beratung der Tagesordnung war wohl auch notwendig, denn in den ersten Jahren durften während der Beratung keine "geistigen Getränke" verabreicht werden; stets stand eine Wasserflasche auf dem Tisch bereit.

Ist es daher verwunderlich, wenn im Protokoll vom 15. April 1880 vermerkt ist, daß nur 4 Mitglieder zur Versammlung erschienen waren. Daraufhin wurde später in den Sitzungen ein Glas Bier oder Grog erlaubt. Zuvor war am 14. November 1878 im Protokoll vermerkt, daß Mitglieder, die im Zeitraum von 3 Monaten die Versammlung nicht besucht haben, 10 Pfennig Ordnungsstrafe erhalten sollten.
In den Versammlungen konnte jeder sein Anliegen vorbringen „so, wie ihm der Schnabel gewachsen ist". Wie wir später noch sehen werden, haben die Mitglieder diese Möglichkeiten auch wahrgenommen. Es ist dabei „auch nie zu unliebsamen Auftritten oder persönlichen Anfeindungen gekommen, wenngleich die Diskussionen zeitweilig recht heftig waren".
Die Einladungen zu den Versammlungen waren in den verflossenen 125 Jahren des Bestehens des Bürgervereins-Nord vielfältig. 1875 sind die Einladungen an der Tiedemannschen Scheune angeschlagen worden. Danach erfolgte der Anschlag an einem Kastanienbaum vor dem Versammlungslokal „Hotel zur Post"; und als sich auch dies als unzweckmäßig zeigte, wurden die Mitglieder durch einen Eintrag in ein Kirchspielbuch, das in den Gastwirtschaften auslag oder durch Ansagen mit Boten, eingeladen. Durch das ausliegende Kirchspielbuch konnten alle Einwohner von Brunsbüttelhafen erfahren, was es wichtiges im Kirchspiel gab. So hat auch der Bürgerverein Brunsbüttelhafen seine Versammlungen bekannt gemacht.
Nach Erscheinen der „Kanalzeitung" (Anmerk.: Heute Brunsbütteler Zeitung), erfolgten die Einladungen durch die Zeitung. Diese Einladungsform ist bis zum heutigen Tage in der Satzung vermerkt und soll auch nicht geändert werden, wenngleich wir die Einladungen durch Briefzustellung an die Mitglieder versenden.

Der Mitgliedsbeitrag pro Kopf betrug 1875 jährlich 1,20 Mark. Er wurde später auf 60 Pfennig reduziert und danach wieder auf 1,20 Mark erhöht. 1925 betrug der Mitgliedsbeitrag 2,00 Mark und heute 15,00 DM jährlich pro Mitglied. Im Laufe der Jahre war das Vermögen auf ca. 4000,00 Mark angewachsen. Mit diesem Geld konnte der Bürgerverein Brunsbüttelhafen zum Wohle der Mitglieder arbeiten und hat auch noch während des 1. Weltkrieges und der Nachkriegszeit Geld für wohltätige Zwecke verwandt. Nach der Inflation 1923 war die Vereinskasse völlig leer.

Pachtland

Schon gleich nach der Gründung des Bürgervereins Brunsbüttelhafen, am 18.3.1875, war der Verein bemüht, für seine Mitglieder Land für den Kartoffel- und Gemüseanbau zu beschaffen. Es wurden von den Landleuten Jansen, Tramm und Brütt verschiedene Flächen gepachtet, in Parzellen eingeteilt und an die Mitglieder vergeben. Schreber- oder Kleingärten in öffentlicher Hand, waren damals in Brunsbüttel noch unbekannt. Als dann bei Beginn des Krieges 1914 der Bürgerverein an der Westerbütteler Straße ein weiteres Stück Land in der Größe von 4 Hektar von der Gemeinde anpachten konnte, konnten mehr als 120 Mitglieder ein Stück Pachtland erhalten. Das hat sich besonders während der Kriegsjahre 1914 bis 1918; als Lebensmittel auch in Brunsbüttel knapp waren, als segensreich erwiesen.

Trinkwasser von 1875 bis 1912

In Brunsbüttelhafen war seit alters her die brennendste Frage nach gutem Trinkwasser immer wieder aufgetaucht. Die Einwohner waren überwiegend auf Regenwasser angewiesen, das von den schmutzigen Strohdächern in den Regentonnen aufgefangen wurde. Zwar hatten die Bewohner auf einigen Grundstücken offene Brunnen, aus denen sie ihr Wasser schöpften, aber diese Brunnen hatten nur zum Teil brauchbares Trinkwasser. Bei später gebauten Häusern wurden gemauerte Regenbäche eingebaut, in denen das Regenwasser aufgefangen wurde.
Bereits im Jahre seiner Gründung 1875 beschloß der Bürgerverein Brunsbüttelhafen einen Röhrenbrunnen auf eigene Kosten anzulegen. Der Verein verfügte zu dieser Zeit nicht über eigenes Geld, um die Kosten zu bezahlen, aber die Mitglieder hatten sich bereit erklärt, freiwillige Beiträge dafür zu leisten.
In den Versammlungen am 10. Juni und 26. August 1875 wurde ein „Comité" gewählt, das den Röhrenbrunnen „auch alsbald an der Ecke der Deichrampe gegenüber dem Dreckmannschen Haus" anlegen ließ.
Dieser Brunnen hat aber nicht den Erwartungen der Mitglieder entsprochen und das gewählte Comité wurde bezüglich der Baukosten im Stich gelassen. Dennoch mußten die Kosten vom Bürgerverein Brunsbüttelhafen und seinen Mitgliedern aufgebracht werden „was natürlich viel Unwillen im Verein hervorrief".

Dennoch hat der Bürgerverein nicht aufgegeben und hat erneut nach brauchbarem Wasser gesucht. Er ließ auf dem „v.Hemmschen Grundstück" einen offenen Brunnen graben und hat ihn lange Jahre unterhalten. Dieser Brunnen enthielt zwar einigermaßen gutes Wasser, es wurde „aber fortwährend von spielenden Kindern verschmutzt und das Wasser dadurch für die menschliche Nahrung untauglich gemacht".
Im Jahre 1904 hat die Gemeinde gegen Zahlung von 50,00 Mark diesen Brunnen übernommen.
In der Zwischenzeit hatte die Gemeinde auch mehrere Wasserkuhlen gepachtet oder selbst anlegen lassen.
Aber alles das war nur ein Notbehelf, denn in trockenen Zeiten mußte Frischwasser angefahren werden. Die Gemeinde ließ durch Wasserkufen und später durch ein großes Faß gutes Trinkwasser anfahren.
In einer außerordentlichen Sitzung des Bürgervereins Brunsbüttelhafen vom 10. Juli 1893 ist im Protokoll zu Punkt l der Tagesordnung vermerkt:

„..wurde beschlossen, beim Königlichen Landratsamt darüber eine Beschwerde einzureichen, daß die Gemeindevertretung für das ihrerseits für die Einwohner des Hafens angefahrene Wasser Bezahlung fordere und zwar pro 12 Liter 5 Pfennig.

Als mit dem Bau des Nord-Ostseekanals begonnen wurde, baute die Kanalverwaltung eine Wasserleitung vom Schöpfwerk in Kudensee nach Brunsbüttel. Hier hätte sich die Gelegenheit geboten, die Einwohner von Brunsbüttelhafen an die Wasserleitung anzuschließen und die Menschen mit sauberem Trinkwasser zu versorgen. Die damalige Gemeindevertretung, so berichtet der Chronist, „zeigte dafür kein Verständnis".
Da war es wieder der Brunsbüttelhafener Bürgerverein, der sich energisch der Sache annahm. Er ließ die Regenbäche ausmessen, um Unterlagen zu erhalten, um zu beweisen, daß nur wenige Einwohner mit einigermaßen gutem Wasser versorgt waren. Aus den Brunnen und Wasserkuhlen wurden Proben entnommen und zur Untersuchung eingereicht. Das Ergebnis war niederschmetternd.
Mit diesem Ergebnis reiste eine Kommission des Bürgervereins zunächst zum Landrat und anschließend zum Regierungspräsidenten nach Schleswig. Sie baten dort um Unterstützung für ihr Bemühen um Beschaffung von sauberen Trinkwassers für die Einwohner von Brunsbüttelhafen, besonders weil doch 1892 in Hamburg die Cholera herrschte.

Sie fanden bei den Behörden viel Verständnis für ihr Anliegen und es wurde ihnen zugesagt, daß es der Gemeinde nahegelegt werden sollte, den Beschluß zu fassen, sich der Wasserbeschaffungsmaßnahme des Nord-Ostsee-Kanals anzuschließen.

Dieser Empfehlung von Landrat und Regierungspräsidenten hat die Gemeindeverwaltung nicht entsprochen und so dauerte es weitere 18 Jahre, bis sich die Gemeindevertretung der Notwendigkeit, brauchbares Wasser für seine Bürger in Brunsbüttelhafen zu beschaffen, nicht mehr verschließen konnte.
Zur rechten Zeit setzte sich wieder der Bürgerverein dafür ein, bis
schließlich eine Vereinbarung zwischen der Gemeindevertretung und der Kanalverwaltung zustande kam, wonach der Anschluß an die Wasserleitung des Kanals an Brunsbüttelhafen angeschlossen werden konnte. 1912 konnte Brunsbüttelhafen das ersehnte gute Trinkwasser erhalten. Die Wasserbeschaffung für die Einwohner beschäftigte den Bürgerverein Brunsbüttelhafen von 1875 bis 1912, also insgesamt 37 Jahre.

Chronik-01

Brunsbütteler Straße 1928

Entsorgungsprobleme 1895

Wer heute frisches Wasser aus der Wasserleitung entnehmen und wer täglich duschen kann und auf der Toilette nur am Schnürchen zu ziehen braucht, sollte sich einmal in die Zeit von 1895 zurückdenken.
Es war in einer Mitgliederversammlung des Bürgervereins, als die Mitglieder ihren Vorstand fragten: „Wohin damit?" Es gab ja nicht für jeden genügend eigenes Land, um das Häuschen mit dem Herzchen stückweise weiter zu versetzen oder auch zu wenig Gartenland, um die Eimer auf eigenem Grund und Boden zu entsorgen.
Was lag also näher, als den Bürgerverein um Abhilfe zu ersuchen.
Wieder wählte die Mitgliederversammlung ein „Comité" und diese Herren sind zunächst bei der Gemeinde und danach wiederum bei dem Landrat vorstellig geworden und haben um Abhilfe dieser „Calamität" gebeten. Leider auch diesmal ohne Erfolg. Also hat sich der Bürgerverein wieder selbst der Sache angenommen. Und bald wurde ein wichtiges Werk ins Leben gerufen, das die Einwohner unserer Stadt noch Anfang der 1970er Jahre als „die Goldwagen" bezeichneten.
1895 nahm der Bürgerverein die Sache selbst in die Hand. Das „Comité", das bei der Gemeindevertretung und bei dem Landrat so erfolglos war, hat für den Bürgerverein von der Gemeinde 2.000 Mark aufgenommen; die ersten 1.000 Mark wurden zinsfrei und die zweiten 1.000 Mark zu 4 % Zinsen pro Jahr gewährt. Obgleich es damals für diese Einrichtung keinen Anschlußzwang gab, wurde es von vielen Einwohnern, auch Nichtmitgliedern, genutzt. Die Zahl der Anschlußteilnehmer stieg von Jahr zu Jahr ganz erheblich und eben war der Bürgerverein damit aus den „Kinderschuhen" heraus, da mußte er einen bösen Rückfall hinnehmen.
Im Jahr 1899 bei dem Großfeuer bei Tiedemann wurde der Abfuhrwagen, 40 Kübel und sonstiges Gerät verbrannt.
Leider war damals übersehen worden, all diese Sachen gegen Feuer zu versichern, und so mußte zur Wiederbeschaffung erneut Geld aufgenommen werden.
Ehe man aber neue Schulden machen wollte, wurde zunächst versucht, die Kübelabfuhr der Gemeinde zu übertragen. Da der Bürgerverein aber durch das Feuer mit einem erheblichen Verlust abgeschnitten hatte, wurde die Kübelabfuhr zunächst beibehalten, um den Verlust wieder wettzumachen. Das ist mit den Jahren auch gelungen; es wurde sogar noch ein kleiner Überschuß herausgewirtschaftet.
Im Jahre 1911 hat die Gemeinde die gesamte Einrichtung gegen Zahlung von 1.585 Mark übernommen. Das war der geschätzte Wert für die Kübelwagen, die Kübel und das Gerät. Nun war der Bürgerverein eine große Arbeit und viele Scherereien los.

Die Gemeinde hat diese Einrichtung in der gleichen Form bis zum Bau der Vollkanalisation 1970 obligatorisch weitergeführt.

Freiwillige Feuerwehr Brunsbüttelhafen 1889

Am 21. November 1889 wurden die Mitglieder des Bürgervereins Brunsbüttelhafen durch Boten zur Versammlung eingeladen. Es wurde beschlossen:

„Der Bürgerverein Brunsbüttel Hafen giebt der Freiwilligen Feuerwehr ebendaselbst aus seinem Fonds 200 Mark -zweihundert Mark- als unverzinsliches Darlehen und zwar als Zuschuß zum Ankauf von Ausrüstungsgegenständen für das Corps, wofür im Ganzen 350,- Mark benöthigt sind.
Der Verein stellt danach dabei die Bedingung, daß die Feuerwehr bis zum 1. April 1890 nachgewiesen hat, im Besitze der noch an der Anschaffungssumme noch fehlenden 150 Mark zu sein. Sollte die Feuerwehr am 1. April 1895 noch nicht in der Lage gewesen sein das Darlehen von 200 Mark an die Vereinskasse zurückzuerstatten, so ist ihr noch zu gestatten, während der folgenden 5 Jahre die Summe in beliebigen Raten zurückzuzahlen, so daß der Verein am 1. April 1900 (Neunzehnhundert) wieder im Besitz des Darlehens ist. Der Schriftführer wird hiernach ersucht, der Feuerwehr von Vorstehendem Mitteilung zu machen."

Was der Bürgerverein mit der

Lichtangelegenheit 1892

zu tun gehabt hat, soll der Chronist Nicolaus Heuer bei einem Festvortrag anläßlich der 50-Jahrfeier 1924 selbst berichten:

„Auch zu der wichtigen Frage „Lichtangelegenheit" hat der Bürgerverein seit dem Jahre 1892 Stellung genommen, und zwar wurde zunächst die Straßenbeleuchtung ins Auge gefaßt. Es wurde damals beschlossen, für die 200 Mark, welche von der freiwilligen Feuerwehr zurückfließen sollte, 10 Straßenlaternen aufzustellen. Da das Geld aber noch nicht zurückgegeben werden konnte, trat der Bürgerverein an die Gemeinde heran, weil die Angelegenheit eine reine Gemeindesache sei, diese in die Hand zu nehmen. Wie bei der damaligen Zusammensetzung wohl nicht anders zu erwarten war, verhielt sich diese ablehnend, bis ihr dann auf eine Beschwerde beim Landrat hin zur Pflicht gemacht wurde, diese Einrichtung zu treffen. Die Gemeinde versuchte dann zunächst, die Unterhaltskosten dafür auf die Anlieger derjenigen Straßen abzuwälzen, in denen die Laternen aufgestellt werden sollten. Da aber jeder, also auch die Landbevölkerung, die mit ihren Fuhrwerken die Straßen berührten, Nutzen von der Beleuchtung haben würden, so wurde das Ansinnen seitens des Bürgervereins abgelehnt. Später hat dann die Gemeinde die Straßenbeleuchtung eingerichtet und bis zum Ausbruch des Krieges (Anmerkung: 1914) unterhalten, allerdings ja mit dem trüben Petroleumlicht, wie es ja auch anders nicht möglich war. Aber auch mit der Einrichtung eines modernen Beleuchtungswesens, wie Gas oder elektrisch, befaßte sich der Bürgerverein dauernd, indem fortwährend auf die Vertretung eingewirkt wurde."

Bibliothek 1886

In der Mitgliederversammlung am 4. Februar 1886 zu Punkt 3 der Tagesordnung wird beschlossen:
„Die Anschaffung einer Leihbibliothek wird einstimmig genehmigt und ein Comité eingesetzt“.
Eine Bibliothek existierte nicht in unserer Gemeinde und somit wurde dieser einstimmige Beschluß freudig begrüßt. Eine Kommission wurde damit beauftragt, die Bücher auszuwählen und dafür wurden 150 Mark bereitgestellt. Es wurden zunächst 55 Bände beschafft. 1925 waren es insgesamt schon 350 Bände und im Jahre 1934, auf der letzten Jahreshauptversammlung wird zu Punkt 4 der Tagesordnung vermerkt:
„Nach dem vom Bücherwart erstatteten Bericht sind im verflossenen Jahr von 286 Lesern 768 Bücher gelesen worden. Der Bücherbestand ist 690 Bände."
Um wenigstens einen Teil der Instandsetzungs- und Ergänzungskosten zu decken, wurde ein Lesegeld von 10 Pfennig pro Band erhoben.

Ein Museum für „Brunsbüttelkooghafen“ 1911

Hatte der Bürgerverein Brunsbüttelhafen 48 Jahre lang erfolgreich eine Bibliothek für seine Mitglieder vorhalten und betreiben können, so hatte er bei der Gründung eines eigenen Museums keine glückliche Hand. Im Jahre 1911 wurde beschlossen, eine solche Einrichtung für die Mitglieder ins Leben zu rufen.
Es wurden anfangs von den Mitgliedern und Freunden Gegenstände zusammengetragen, wie alte Geräte, Haushaltssachen, Schriften, Karten, Bilder, rund alles was anschauenswert war und was sich ausstellen ließ.
In der „alten Mittelschule" (Anmerkung: Tiedemannstr. 17) wurde von der Gemeinde ein Raum „angemietet", aber als die Gemeinde vom Bürgerverein 3,- Mark Miete pro Monat für den Raum forderte, mußte neu überlegt werden.

Der Wirt des Hotels „Zur Post", Blohm, hatte angeboten, ein Zimmer zur Verfügung zu stellen und zwar für den Preis von 3,- Mark pro Monat, wofür „er Reinigung und Bedienung übernimmt". Das Anerbieten von Blohm wurde einstimmig angenommen.
Aus den Protokollnotizen ist nicht zu ersehen, warum das Interesse der Mitglieder an dem Museum und den ausgestellten Exponaten nachließ. War es der Krieg 1914 - 1918 der die Menschen gefangennahm oder waren es andere Dinge? Wir wissen es nicht.
Erst im Protokoll der Jahreshauptversammlung am 13. Januar 1923 findet sich zu Tagesordnungspunkt 10 ein Beschluß, daß
„die Gegenstände des Vereinsmuseums, unter Wahrung des Eigentumsrechts, der Volksschule Brunsbüttelkoog Nord zur Benutzung für Lehrzwecke überlassen werden soll, wenn sie in einem passenden Raum der Schule untergebracht und von einem Lehrer verwaltet werden. Weiter wird beschlossen, dem neugegründeten Museumsverein als korporatives Mitglied beizutreten, mit einem Jahresbeitrag von 1000 Mark".
Der Vorstand bedauerte, daß das Museum, das seinerzeit mit so viel Mühe zusammengetragen worden war, nun vernichtet werden sollte. Man wollte versuchen, die Exponate in einem Raum der Mittelschule unterzubringen.
Am 17.1.1930 findet sich die letzte Protokollnotiz in Sachen Museum.
„Die in der Mittelschule noch vorhandenen Altertümer und Sammlungen sollen von einer Kommission überholt und geregelt werden. Alsdann soll alles Stück für Stück in einer Liste aufgeführt werden."
Danach verliert sich die Spur über den Verbleib des so hoffnungsvoll begonnen Museums und der Einrichtungsgegenstände. Schade, man kann als Verein nicht immer erfolgreich sein, wie wir in den 125 Jahren des Bürgervereins Nord noch sehen werden.

Leichenträgerkorps 1893

Es war in Brunsbüttel üblich, daß Nachbarn und Freunde eines Verstorbenen ihm nicht nur das letzte Geleit gaben, man rechnete es sich auch als Ehre an, den Verstorbenen zu Grabe zu tragen.
Erst als der Ortsteil Brunsbüttelhafen immer größer wurde, sollte „das Tragen geregelt werden".
Wieder war es der Bürgerverein, der zunächst 1893 ein Leichenträgerkorps gründete, das sich jedoch später bald wieder auflöste.
Erst 1901 wurde diese Einrichtung im Rahmen seiner Tätigkeit wieder von dem Bürgerverein aufgegriffen und in dieser Form besteht das Leichenträgerkorps bis heute.

Leichenträger Beerdigung Buhtz 1951

Der Bürgerverein hat 350 Mark Darlehen aufgenommen und für das Geld Mäntel und Mützen für die Träger und einen Leichenwagen angeschafft.

Das Darlehen wurde bald zurückgezahlt.

Von den Mitgliedern wurde eine kleine Gebühr erhoben, die als Kleidergeld vom Verein eingezogen wurde. Wenn die notwendigen Kosten für die Reparatur des Leichenwagens, die Ersatzbeschaffung und Reinigung der Mäntel und die geringe Aufwandsentschädigung der Träger nicht gedeckt werden konnten, wurde nach Beschluß einer Mitgliedsversammlung eine Umlage von den Mitgliedern erhoben.
Als der Bürgerverein Brunsbüttelhafen auf Anweisung der NSDAP 1934 seine Tätigkeit einstellen mußte, blieb das Leichenträgerkorps erhalten. Es fehlten aber die Organisation und die finanziellen Mittel.
Die Mitglieder gründeten einen Verein.

„Brunsbüttelkooger Leichenträgerkorps"

Es war ein gemeinnütziger Verein, der sich eine neue Satzung gab mit dem Sitz in Brunsbüttelkoog.
Als 1950 bei der Neugründung des Bürgervereins Brunsbüttelkoog-Nord das Leichenträgerkorps wieder in den Verein eingegliedert wurde, wurden die Rechte und Pflichten seiner Mitglieder übernommen.
Die Gestellung von Trägern und eines Leichenwagens wird satzungsgemäß im Todesfall unentgeltlich auch den Mitgliedern des Bürgervereins gewährt.

Die Gemeindevertretung und der Bürgerverein

Es muß sicher einen Grund dafür geben, wenn in den Satzungen des Bürgervereins in § 1 geschrieben steht:

„Er (Der Bürgerverein) stellt sich folgende Aufgabe:
a) den Sinn für das Wohl der Stadt und ihre Einwohner zu beleben,
b) das Interesse für Stadtangelegenheiten zu wecken und zu fördern,
c) die Bestrebungen zur Heimat- und Kulturpflege zu unterstützen..."

Diese Formulierung ist in 125 Jahren in den Satzungen erhalten geblieben, auch wenn die Satzung manchmal geändert wurde.
Den Sinn für das Wohl der Stadt und ihre Einwohner zu beleben kann nur in enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde und ihren Vertretern erfolgen. Und darum erscheint es erwähnenswert diese einmal näher zu beleuchten.

Zur Gemeinde Brunsbüttel-Eddelaker-Koog wurden 1875 6 Gemeindevertreter gewählt. Ehe die Gemeinde Brunsbüttelkoog 1899 ein selbstständiger Amtsbereich wurde, wurde er von Brunsbüttel gemeinschaftlich verwaltet. Der letzte Koogsgemeindevorsteher war von 1866 - 1899 der Vollmacht B. C. Feil.

Siehe auch
Die Bürgermeister Brunsbüttels

Chronik-03


Ihm folgte von 1899 bis zum 5.9.1924 der Gemeindevorsteher Fritz Feil, der wie sein Vorgänger das Amt ehrenamtlich verwaltet hat.
Sein Stellvertreter Otto F. Söhl hat das Amt von 1924 bis zur Wahl des ersten hauptamtlichen Gemeindevorstehers Dr. Timm 1927 kommissarisch verwaltet.

Nach dem Inkrafttreten der Preußischen Landgemeindeordnung im Jahre 1893 hatte die Gemeinde 9 Gemeindevertreter, danach 18 und heute 23 Ratsmitglieder.
1875 setzten sich die Gemeindevertreter überwiegend aus „Landleuten und Rentnern" zusammen. So berichtet der langjährige Vorsitzende des Bürgervereins Brunsbüttelhafen und späterer Gemeindevertreter Nicolaus Heuer 1925:
„Mit der Zeit aber, als sich hier immer mehr Geschäftsleute, Beamte und Arbeiter ansiedelten und in den Bürgerverein eintraten, versuchten auch diese mehr Einfluß auf die Gemeindeangelegenheiten zu erhalten."
Politische Parteien wie wir sie heute kennen waren damals noch nicht so bekannt.
Seit dem Jahre 1893 stellte der Bürgerverein zum ersten Mal eigene Kandidaten für die Gemeindevertretung auf und hat auch seit dieser Zeit bis 1930 immer mehr Kandidaten durchbringen können. So hat das Anliegen des Bürgervereins im Laufe der Jahre auch mehr Gehör bei seinen Anliegen in der Gemeinde gefunden.
Die vom Bürgerverein gewählten Kandidaten hatten bei den Versammlungen nicht nur das Recht, sondern die Pflicht zu einem gesonderten Tagesordnungspunkt aus der Arbeit der Gemeindevertretung zu berichten.
Nach 1933 endete für die Gemeindevertreter des Bürgervereins ihre Arbeit und nach 1934 die Arbeit des Bürgervereins Brunsbüttelhafen.

Nach der Neugründung des Bürgervereins Brunsbüttelkoog-Nord am 20. Januar 1950 werden keine Kandidaten für die Gemeindevertreter mehr aufgestellt. Das schließt nicht aus, daß das Interesse der Mitglieder des Bürgervereins am Wohl der Stadt nicht mehr ihr Anliegen wäre.



In jedem Jahr einmal wird der Bürgermeister unserer Stadt zu einer Mitgliederverammlung eingeladen. Unter der Überschrift
„Der Bürger fragt - der Bürgermeister antwortet"
erfahren die Mitglieder die aktuellen Dinge der Stadt und sie selbst haben Gelegenheit ihre Sorgen und Wünsche dem Bürgermeister selbst vorzutragen,

BV Nord plant interessante Veranstaltung
Bürger fragen Bürgermeister

Wir wünschen uns, daß das gute Verhältnis zwischen den Einwohnern und der Gemeindevertretung erhalten bleibt und dazu dienen diese Gespräche.
Der Bürgerverein hat sich in den vergangenen 125 Jahren, wenn es nötig war, immer für seine Mitglieder und die Bürger von Brunsbüttelhafen eingesetzt oder ihnen geholfen.

Es würde den Rahmen dieser Festschrift sprengen, alle Bürgervereinstätigkeiten aufzuführen und im einzelnen zu erläutern.
Versuchen wir einfach einmal eine chronologische Aufzählung aus den noch vorhandenen Protokollen aufzuführen.

1875 ..es wird beanstandet, daß die Hafenabgaben in Brunsbüttelhafen immer noch in dänischen Münzen erhoben werden, obwohl das nicht mehr zulässig ist.

1893 ..es wird an die Gemeindevertretung und an die Vierschleuseneinigung Eingaben gefertigt, die „Lange Reihe" an der Fleetseite um 50 cm anzuheben und entlang der Fleetseite ein Reck zu ziehen. Es waren bereits 3 Personen in das Fleet gefallen und ertrunken.

Chronik-04

Lange Reihe 1908

..Ärger mit der Post.

Während 1875 die Postzustellung noch dreimal täglich erfolgte, muß man sich jetzt mit einer einmaligen Zustellung zufrieden geben. Ein Brief von Berlin nach Kopenhagen mittels Flugpost braucht nur etwa 4 Stunden und ein Brief von Eddelak nach Brunsbüttel braucht 40 Stunden.

1914 ..es wird an die Gemeinde herangetreten, daß die Gelder für die Einquartierungen baldmöglichst ausgezahlt werden.
..eine Kommission wird gebildet, die dahin wirken kann, daß die Einquartierungslasten gerechter verteilt werden.
..zur Unterstützung notleidender Einwohner sollen 1000 Mark als Kriegsspende bereitgestellt werden.

Winter 1914 ..es wird beschlossen für bedürftige Einwohner je 100 Mark für Ostpreußen-Flüchtlinge je 50 Mark zu bewilligen. Die Verteilung bleibt dem Vorstand überlassen.

und

1915 ..für die Kriegshilfe am Ort werden 500 Mark aus der Kasse bewilligt.
..es ist darauf hinzuweisen, daß die Fußsteige in unserem Ort zu stark von Radfahrern benutzt werden.

1918 ..gemeinsam mit dem Bürgerverein-Süd soll für die heimkehrenden Krieger eine Ehrenpforte als Willkommensgruß aufgestellt werden.
..82 Mitglieder haben am Krieg teilgenommen, 5 Mitglieder sind nicht zurückgekehrt. Ihre Namen wurden im Denkmal eingemeißelt.

Chronik-05

..für die Errichtung des Ehrendenkmals spendet der Bürgerverein Brunsbüttelhafen 2000 Mark,

1920 ..im Kassenbericht wurde der Betrag von 4111,01 Mark Kriegsanleihe ausgewiesen.
..unter Sonstiges wurde vom Vorsitzenden angeregt, einigen bedürftigen früheren Mitgliedern eine Geldsumme zu überweisen. Dem Antrag wurde entsprochen und beschlossen den Bedürftigen sofort 50 Mark und nach einem Vierteljahr wieder 50 Mark zu überweisen.

1922 ..wegen des Defizits bei der Landpachtung wird die Pachtgebühr auf 3 Pfennig pro Quadratmeter erhöht.

1925 Kritik am Bürgerverein Brunsbüttelhafen

1925 ..lebhafte Debatte über den Artikel der „Volkszeitung" über 5Ojähriges Jubiläum.
Es wird beschlossen, dem Festausschuß künftig aufzuerlegen, die Musik verantwortlich zumachen, politisch aufreizende Weisen nicht mehr zu spielen.
1926 ..die Vergütung für die Leichenträger soll von 2,- Mark auf 2,50 Mark erhöht werden.
1930 Jahreshauptversammlung zu Punkt 10: Aus der Kasse wurden die üblichen Grogs bewilligt, so daß noch einigen gemütlichen Stunden gehuldigt wurde.

1934 Der Bürgerverein Brunsbüttelhafen wird „gleichgeschaltet". Der 1. Vorsitzende wird künftig zum „Vereinsführer". Der 2. Vorsitzende, Tiller, wird von der NSDAP abgesetzt und von der Parteileitung wird Herr Friedrich eingesetzt.

1939 - 1945 Krieg

Chronik-06

Bombentreffer 1941 - Frischstraße

1952
..die Fahne des alten Bürgervereins Brunsbüttelhafen, die noch vorhanden ist, soll bei Beerdigungen nicht mehr mitgeführt werden, weil das nicht mehr zeitgemäß ist.

Für das Trägerkorps werden neue Mäntel beschafft.
Osterpakete werden an Bedürftige verteilt.

1953 Beteiligung an der Paketaktion für Kriegsgefangene 1972
Der Bürgerverein Brunsbüttelkoog-Nord hat 725 Mitglieder

1975 Die 100-Jahrfeier soll an 3 Tagen gefeiert werden.
1. Tag Empfang und Ehrungen
2. Tag Plattdeutscher Abend mit der Speeldeel der VHS
3. Tag Bürgerball
1976 Der Bürgerverein diskutiert mit Vertretern des Kernkraftwerks Brunsbüttelkoog und der NEW zum Thema „Wie sicher sind Kernkraftwerke"

Ein Herr Bohlinger vom selbsternannten „Institut für biologische Sicherheit" unterstellt in einem Leserbrief dem Bürgerverein er hätte sich bei dieser Diskussion mit den Kernkraftvertretern für „dumm verkaufen lassen".

1978 Die Mitglieder des Bürgervereins besuchen die neuen
Werksanlagen der Bayer AG zu Gesprächen und Kontaktpflege mit der Industrie.

1990 Am 13.6.1990 beschließt die Ratsversammlung:
„Die Stadt verkauft das Grundstück Koogstraße 32 in Größe von ca. 2000 qm.w
Innerhalb von 2 Jahren soll ein Wohn- und Geschäftshaus entsprechend den Festsetzungen des B-Planes Nr. 38 und unter Berücksichtigung des BauGB errichtet werden.
Die Bürgervereine Brunsbüttel- Nord, -Süd und -Ort befürchten einen Ausverkauf des Marktplatzes Koogstraße und sammeln mehr als 3000 Unterschriften gegen den Ratsbeschluß.
Die Kommunalaufsicht des Kreises lehnt das Bürgerbegehren ab und überprüft die Unterschriftensammlung erst gar nicht.
Der Bürgerverein reicht Widerspruch ein, der erneut vom Kreis abgewiesen wird.
Der Bürgerverein reicht Klage beim Gericht ein.

Das Verwaltungsgericht hat Zweifel ob das Bürgerbegehren verspätet eingereicht ist und dem Kreis wird gerichtlich aufgegeben, zunächst genau zu prüfen, ob die Anzahl der eingereichten Unterschriften ausreichend ist
Eine andere Kammer des Oberverwaltungsgerichts weist das Bürgerbegehren ab.
Der Bürgerverein hat in den 125 Jahren seines Bestehens in seinem Vereinsleben Höhen und Tiefen durchlaufen. Seine Mitgliederzahlen und die Altersstrukturen der Mitglieder haben sich verändert. Mehr als 60 Prozent der Mitglieder sind über 60 Jahre alt.
Durch diese veränderte Altersstruktur verändern sich auch die Aktivitäten.
Wenn in den vergangenen Jahren der Bürgerball der Höhepunkt des Vereinslebens in unserem Verein war, so sind es heute die Jahreshauptversammlungen mit dem gemeinsamen Essen, die Tagesausflüge, die Theaterfahrten, die 3-Tageausflüge oder die Reisen mit dem Bürgerverein. Während an unserer Adventsfeier überwiegend ältere Mitglieder diese Veranstaltungen besuchen, nehmen häufig etwas jüngere Mitglieder an den 3-Tageausflügen nach Berlin, Amsterdam oder Kopenhagen teil. Die Teilnahme an den Mehrtagesreisen, den Theaterfahrten und dem Skat- und Kniffelabend wird von Jung und Alt sehr gut besucht und es ist nicht zu erwarten, daß es einmal von den Mitgliedern beschlossen würde, daß, wer nicht zur Versammlung des Bürgervereins erscheint, mit „einer Ordnungsbuße von 10 Pfennig" belegt wird, wie es im Protokoll vom 14.11.1880 beschlossen wurde.
Die Aktivitäten des Bürgervereins Brunsbüttel-Nord werden sich auch in Zukunft ausschließlich nach dem Willen und den gefaßten Beschlüssen der Mitglieder richten.
Der Vorstand kann in Einzelfällen Denkanstöße und Anregungen geben, hinter den Verwirklichungen aber müssen die Mitglieder stehen.
Nur so kann der Bürgerverein Brunsbüttel-Nord heute und in der Zukunft entsprechend § 1 seiner Satzung
„den Sinn für das Wohl der Stadt und ihrer Bürger" fördern.

(Gerhard Grabowski) 1. Vorsitzender

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